Kinder-Heimatkrimi aus dem Sauerland

Ein Projekt, gefördert von Schreibland NRW, der Stadtbücherei Sundern und der Stadt Sundern. Vielen DANK!

 

Auch Danke an die wunderbar kreativen und eifrigen Kinder: Amelie, Leonie, Samantha, Johannes, Tom, Basti, Luca, Carsten und Felix. Ihr seid spitze!

 

 

Wer zittert, verliert

Ein Heimatkrimi aus dem Sauerland

 

Amelie

Das erste was mir auffiel war, dass ich nichts mehr sehen konnte. Warum? War ich etwa erblindet?! Die Angst kroch Stück für Stück in mir hoch. Irgendjemand schleifte mich durch ein dichtes Gestrüpp und überall an meinem Körper brannten Kratzer. Na toll! Dann bemerkte ich erst, dass meine Augen verbunden, meine Hände und Füße gefesselt und mein Mund geknebelt war. Ich stand kurz vor einem Panikanfall, als mein Entführer auf einmal stehen blieb. Er ließ mich so plötzlich los, dass ich taumelte und beinahe nach hinten gefallen wäre. Während die Person irgendetwas klicken und klacken ließ, versuchte ich heraus zu finden wo ich überhaupt war. Der Boden war größtenteils weich, jedoch zwickte und zwackte es überall. Dann lauschte ich. Außer des Klickens und Klackens konnte ich noch jede Menge Vögel singen hören. Keine Autos oder Menschen. Da! Was war das? Es klang, als würde etwas im Laub rascheln. Warte, Laub? Ich war also im Wald. Dann zischte etwas und ein moderiger Geruch schlug mir entgegen. Ich wurde Treppen heraufgezogen und es wurde kalt. Zischend ging die Tür zu. Und mit der frischen Luft verschwand auch meine Hoffnung auf baldige Rettung.

 

Basti

Diesen Morgen steht Ben mit einem Ruck um 7 Uhr auf, obwohl er schon um 7 Uhr auf der Arbeit sein müsste. Er rennt in das Badezimmer, stößt sich den Zeh an der Türkante und schreit: „Siedende Suppe mit Seeigelsalat“. Für seine 35 Jahre ist er sonst top in Form. Schnell zieht er sich seine schwarz-gelbe Uniform an und setzt seine schwarze Kappe auf. Ben geht eilig in die Küche und schmiert sich die Brötchen. An der Haustür zieht er sich die schwarzen Stiefel an. Danach rast er mit seinem Lieferwagen los. Anstatt 45 Minuten, die er sonst braucht, schafft er es in nur 40 Minuten, weil er so schnell fährt. Er war sogar schon vor Gericht, da er in einer Ortschaft mit 85 km/h geblitzt wurde.

 

Luca

Auf der Arbeit angekommen mault ihn sein Chef direkt an, das lässt er sich nicht länger gefallen. Er packt seine Post in den Lieferwagen und fährt nach Hause, weil er sie nicht verteilen will, sondern das Geld und die Wertgegenstände stehlen möchte. Damit es nicht auffällt, schmeißt er nachts die leeren Umschläge und die Kartons in einen Müllcontainer an der Grundschule. Das erbeutete Geld steckt er sich hinter seinen Sitz in den Lieferwagen, da wird es schon keiner finden.

 

Samantha

Zu spät! Keuchend kam Sally an der Bushaltestelle an und setzte sich auf eine kalte Bank, während sie dem Bus, der nach Langscheid fuhr, nachsah. Jetzt musste sie mindestens eine halbe Stunde warten! Plötzlich hielt ein Postwagen neben dem Mädchen.

Du bist die schärfste Schnitte, die ich je gesehen hab‘ “ sagt der Mann in dem Wagen. Verwirrt sieht Sally ihn an.

Wohin willst du?“ , fragt der Mann sie dann.

Nach Langscheid. Zu dem Parcours für Bogenschießen.“, antwortet das Mädchen. „Hätte ich mir ja denken können...“, murmelt der Mann bevor er sagt, „das ist genau meine Richtung! Komm steig ein, dann nehme ich dich mit! Oder willst du lieber in der Kälte warten?“.

Vielen Dank!“ sagt Sally und steigt ohne nachzudenken ein. Schließlich kann man einem Postboten vertrauen... Sie kommt jedoch nie am Parcours an...

 

Johannes

Es ist Donnerstagmittag und Eckhart macht die Pommes fertig. Irgendwas ist komisch, sonst kann er doch nie in Ruhe seine Pommes machen, ohne dass Fany ihn anbellt, weil sie was abhaben will. Wo ist Fany? Er sieht im Haus nach und findet seine geliebte Hündin tot in der Ecke liegen. Sie war schon so alt, jetzt ist sie erlöst. Eckart geht sofort raus in den Garten, dort gräbt er ein Loch, was so groß ist wie für einen Menschen. Er spürt, dass er beobachtet wird und blickt sich um. Es fällt ihm ein fremdes Postauto auf seinem Parkplatz auf.

Der Postbote kommt in seine Bude und fragt:

Hallo, weißt du wo hier in der Nähe die besten Verstecke sind?“

Wer will das wissen?“

Egal, sag halt.“

Ja, hier in Langscheid vielleicht in den drei alten Bunkern, einer davon müsste unter der Kapelle am Dorfplatz sein, soweit ich weiß. Die anderen beiden kenne ich nicht. Dann das Ehrenmal auf dem Berg da oben mit der Fahne drauf. Im Hexenloch kann man sich mitten im Wald verstecken oder auf den vielen Hochsitzen. Oder im Damm, da kann man reingehen, gibt aber gerade keine Führungen und ist auch irgendwie unheimlich. Ja und den alten Seehof, da den Bratwurstweg hochgehen und sofort rechts. Das war mal ein tolles Hotel, jetzt sieht es schlimm darin aus.“

Der Mann isst seine Pommes, geht durch den Bratwurstweg den Berg hoch und verschwindet. Eckhart blickt ihm lange nach und denkt: Seltsamer Typ...

 

Tom

An einem ganz normalen Donnerstag fährt Rick zur Arbeit bei der Polizei. Er fährt mit dem Streifenwagen ein paar Mal durch Langscheid hin und her, aber es passiert einfach nichts! Langweilig! In der Mittagspause holt er sich an einem Pommesbude eine Pommes. Eckhart sieht heute wieder lustig aus, denkt er. Er hat einen langen Bart, eine Hose mit Löchern und ein Tattoo auf dem Arm. Sein Koch hat eine Narbe auf der Stirn und an seinem Hemd fehlt ein Knopf. Eckhart kommt mit den Pommes und erzählt ihm, dass er heute einen seltsamen Gast hatte, der nach Verstecken gefragt hat und Postuniform trug.

 

Carsten

Hugo steht auf. Er trägt einen Schlafanzug mit roten Kreisen drauf, sieht ihn ja keiner. Er quält sich aus dem Bett und geht ins Bad. Dort zieht er sich seine Arbeitsklamotten an. Danach stylt er seine Irokesen Frisur. Ohne Zähne geputzt zu haben, geht er runter. Er holt sich die Zeitung, schlürft an seiner frischen Milch vom Greitemann Automaten und macht sich Brötchen für die Arbeit. Sein Papagei krächzt die ganze Zeit: Greitemann! Mit drei Flaschen Milch und den Brötchen fährt er mit seiner pinken Schrottkarre mit Blümchen, für die ihn die Kinder in der Straße auslachen, zur Arbeit bei der Wellpappenfabrik im Nachbarort. Immer wenn er die Tür seines Wagens aufmacht, fällt ihm der Müll entgegen. Er müsste ihn mal wegbringen, aber dafür hat er keine Zeit.

Nach der Arbeit schlurft er mit seinen Händen auf dem Rücken durch den kleinen Ort und bleibt beim alten Seehof stehen. Diesmal guckt er aber nicht erst, ob die Fenster offen sind, sondern klettert direkt an der Regenrinne hoch. Als er auf dem Dach ist, fällt die Regenrinne krachend ineinander. Hugo wartet erstmal ein paar Minuten ab, um sicher zu gehen, das niemand kommt.

Doch was ist das, da war doch etwas und da noch einmal. Das sind Schreie.

Hugo geht in die Richtung von wo es gekommen ist. Um so näher er kommt, desto lauter wird es, er hört etwas was sich so anhört wie „Hilfe“. Mit einem knatschendem Geräusch öffnet er die Tür. Was Hugo als erstes sieht, sind verrostete Töpfe und ganz viel anderen Küchenkram.

 

Felix

Er hört Schritte, sieht einen Mann. Er schnappt sich sein Handy und rennt in den Keller und ruft die Polizei. Dann schnappt er sich den Stock in der Ecke und versteckt sich hinter einer Tür. Der Mann ist in der Küche. Als er um die Ecke kommt, schlägt Hugo ihm ans Knie, schnell fällt er hin. Aber er rappelt sich auf und rennt davon. Hugo geht ein paar Schritte weiter, auf einmal springt ein Mädchen mit einem Stock um die Ecke.

Hey, ich wollte dich doch nur befreien!“

Das Mädchen läuft aus dem Seehof raus und ruft: „Ihr könnt mich doch alle mal. Ich bin dann mal weg.“

 

Leonie

Es ist ein verregneter Freitagmorgen und Rick steht neben seinem dunklen Motorrad an der Pommesbude, heute hat er frei. Eckhart kommt aus der Bude gestürmt und läuft aufgebracht auf Rick zu. „Oben im Seehof wurde das vermisste Mädchen entdeckt!“, erklärte er ziemlich hastig. „Sie müssen die Polizei alarmieren!“ „Kein Problem, ist schon da!“ sagt Rick in einem entspanntem Tonfall. Eine halbe Stunde später ist die Spurensicherung auch da und untersucht alles, während die Beamten Zeugen befragen. Da das Hotel jetzt ein Tatort ist, darf niemand Fremdes rein.

 

Tom

Es ist Samstag. Rick fährt wie immer gelangweilt Streife. Plötzlich kommt ein Auto rasend daher gefahren. Rick stoppt den Wagen.

Was machst du hier und warum fährst du so schnell?

Ich habe ein neues Auto und wollte es testen. Geile Karre, oder?

Was hast du es so eilig? Ich untersuche jetzt mal dein Auto,

du komischer Vogel!

Mit zitternden Knien steigt Ben, der falsche Postbote aus und Rick durchsucht das Auto.

AHA!, zischt Rick ihn an. Mit einem Ruck springt er auf den falschen Postboten.

Hey! Das Geld gehört niemals dir!

 

Luca

Rick entdeckt noch etwas Glitzerndes unter der Tüte mit dem Geld. Es ist der Ring des vermissten Mädchens.

Du warst also auch der Entführer! Du Schurke! Du bist gefeuert von der Post und bist festgenommen.“

Mann! Verdamm mich!“

 

Felix

Die Moral von der Geschichte ist: Kinder stiehlt man nicht.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabine Hinterberger (Donnerstag, 15 April 2021 19:31)

    Ich bin begeistert von euch, den Nachwuchsautor:innen und eurem gemeinsamen Krimi.
    Ich hoffe, ich werde noch viel mehr von euch lesen,
    liebe Grüße,
    Sabine.

  • #2

    Elke Frommhold (Donnerstag, 15 April 2021 23:29)

    Megaspannend mit Lokal-Colourit