Ihr Lieben!
Ganz selten blogge ich mittlerweile und das hat einen einfachen Grund: Ich zoome lieber.
Zoomen bedeutet für mich in direktem, lebendigen Kontakt zu sein mit meinen Teilnehmern. Bloggen bedeutet allein vor sich hinzuschreiben, das mag ich auch, aber dann lieber für mich auf dem Papier oder wenn ich wie jetzt an einem neuen Buch schreibe (natürlich wieder über die wunderbare Wirkung des Schreibens auf unser Wohlbefinden).
Mit Zoom Seminaren erfahre ich viel mehr Nähe zu meinen Teilnehmer*innen. Das hätte ich vor Corona nicht für möglich gehalten. Jeder sitzt zu Hause, macht es sich gemütlich, muss nirgends lange hinfahren und dann legen wir gemeinsam los mit dem Schreiben nach Impulsen. Wir schreiben immer 10 Minuten lang ohne Unterbrechung, dann sende ich alle Teilnehmer*innen (wer hätte gedacht, dass sich dort schon fast 20 Leute tummeln in nur einem Kurs) in eine so genannte Breakoutsession. Da wird man durch Klicken in einen anderen Raum mit anderen Teilnehmern geschickt. Dort lesen sich die beiden ihre Texte vor. Wenn es mal zu persönlich ist, lässt man einfach was weg. Aber mein Ziel ist es, soviel Vertrauen aufzubauen, dass alle alles lesen. Warum? Darum! Wozu? Wenn wir ehrlich alles vorlesen, was wir aufgeschrieben haben, dann öffnen wir uns nicht nur dem anderen, sondern uns selbst. Wir verstecken auch unsere dunklen Gedanken und Gefühle nicht mehr. "Halt mich nicht für verrückt", das möchte man am Ende des Vorlesens hinzufügen. Doch der oder die andere hört genau zu, ist erstaunt, dass jemand anderes genau das Gleiche denkt, wie er oder sie. Und er oder sie seufzt, ist erleichtert. Puh, da denkt ja jemand genauso wie ich oder wie ich mal gedacht habe. Alles macht plötzlich Sinn. Wir fühlen uns zugehörig, verbunden und ein Stückchen mutiger. Wie viele Teilnehmer*innen hatte ich schon, die sich zum ersten Mal trauen, ihre Texte zu teilen. Sie schreiben schon lange, haben es aber immer versteckt. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mich das unglaublich freut.
Bevor ich ein Zoom Seminar halte, habe ich natürlich tagelang Impulse rausgesucht von anderen Autoren (weil es mir eben Spaß macht), an dem Tag selber finde ich die aber viel zu langweilig. Dann landet mein Blick beim Zähneputzen wie tausend Mal davor auf der Penatencreme. Nun lese ich darauf zum ersten Mal bewusst: Wir schützen, was wir lieben. Und Peng! Danke! Das ist es. Ich schleppe die Penatencreme mit vor meinen PC, zeige sie in die Kamera und wir schreiben zu diesem Impuls. Danach könnte ich heulen, wenn es still wird, wenn alle vorn über gebeugt sind und wenn ich beim Vorlesen spüre, dass sie alle diesen einen Moment erreicht haben, der sie mit diesem göttlichen Funken verbunden hat. Das sehe ich an ihren Augen. Und da soll mir dann nochmal einer sagen: Online wäre nicht so intensiv. Ein Schmarrn! Wenn wir schreiben, erleben wir diesen Moment. Und ob wir danach nebeneinander sitzen oder uns in die Augen schauen am PC, beides ist wunderbar. Das Wichtige ist das Schreiben. NATÜRLICH bin ich auch gerne mit anderen in direktem Austausch, doch ich schätze gerade wirklich diese Spontanität und dass es eben jetzt für alle aus ganz Deutschland und neuerdings sogar Österreich möglich ist, zusammen mit mir zu schreiben. Es ist auch einfach viel besser in den Alltag einzubauen, weil es nur eine Stunde ist und nicht gleich ein ganzes Wochenende. Ich selbst stehe da gar nicht mehr drauf. Zeiten ändern sich, für mich bietet das Online Schreiben unendliche Möglichkeiten. Heute habe ich eine neue kostenlose Mädchen Schreibgruppe eröffnet, da ich mit den Mädchen nach den vom Schreibland NRW geförderten Kursen mit der Bücherei vor Ort immer noch in regem Kontakt bin per Whatsapp. Ich habe mich für Sonntags nachmittags entschieden, da das früher für mich immer so langweilig war nach dem Mittagessen. Auch von den Mädchen lerne ich viel und sie von mir. Das alles habe ich beim Bloggen nicht. Ich gehe auch hier von mir aus, ich lese kaum noch Blogs, lieber höre ich Podcast oder nehme an einem Onlinekurs teil.
In diesem Sinne, meine Lieben, besucht mich in meinem Wohnzimmer, oder schreibt mir.
Eure Beatrix
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