Ihr Lieben!
Ich hätte es nie für möglich gehalten, denn noch vor ein paar Wochen waren Webinare und Zoom für mich Fremdwörter, aber dieses Medium bietet so viele gute Möglichkeiten für mich in Zeiten von Corona, dass die positiven Folgen auch nicht lange auf sich warten ließen.
Meinen ersten Kurs „Zeit zum Schreiben“, in dem nach Satzanfängen und Impulsen frei geschrieben wird, um die Texte danach mit den anderen zu teilen, haben 8 Teilnehmer erfolgreich beendet. Mich erstaunt die Nähe, die nach der ersten gemeinsamen Stunden sofort da war zwischen uns. Ich bin sicher, es ist das Schreiben an sich, das Menschen direkt in Kontakt bringt mit sich selbst und dass diese Verbindung überspringt auf die anderen Teilnehmer. Ich möchte nun heute, vielleicht auch als Ermutigung an all jene, die meinen sie können nicht schreiben oder sie müssen direkt mit ihren Texten vor Literaturkritikern bestehen, einige der Texte mit euch teilen, die im Kurs entstanden sind (Danke an die Teilnehmer für die Erlaubnis).
Ich bin Ich
Ich bin
Wir sind
Zusammengesetzt
Aus vielfältigen Scherben
Wunderbare
Gefäße
Einst
Zu Gebrauch oder Zierde
Bausteine des Lebens
Glatte funkelnde
Matte stumpfe
Transparente
Undurchsichtige
Eine Vielzahl von Erfahrungen
Aus welchem Licht heraus
Wir uns betrachten
Entscheidet
Über die Wirkung
Des Mosaiks
23.05.2020 Bettina Grimm, 56076 Koblenz-Pfaffendorf
Ein seltener Gast
Tante Martha kam Ende der Sechziger Jahre drei Mal aus der damaligen DDR zu Besuch zu uns nach Rheinland Pfalz. Als Rentnerin durfte sie das. Wenn ich an sie denke, habe ich direkt das Bild von Marschmusik und Bohnenkaffee im Kopf. Sie war eine Cousine meiner Oma Anna, geb. Fiedler und wohnte in Weißenfels, Bad Bibra oder Naumburg in Sachsen-Anhalt, so genau weiß ich es nicht mehr. Wenn wir ihr Briefe in die Deijtsche Demokrratische Republik schrieben, musste man eine O oder ein X vor die Postleitzahl setzen. Sie kam mit dem Zug in Bingerbrück an und hatte sich einen Arm verbunden, damit sie am Bahnhof immer jemanden fand, der ihr braunes Köfferchen trug... Diese Tante Martha hat bisher in meiner Erinnerung eher ein stiefmütterliches Dasein geführt, doch es wäre spannend, diesen seltenen Gast näher zu betrachten, um meiner eigenen Herkunft nachzuspüren.
Jutta Hartmann-Schulte, Sundern
Haiku
Fehlende Grenzen
Bin orientierungslos
Tappe im Dunkeln
Alles ist offen
Jahrmarkt der Möglichkeiten
Wegweiser gesucht
Mir fehlen Grenzen
Mein Herz schlingert uferlos
Im Fluss des Lebens
23.05.2020 Susanne Barth, 56333 Winningen
Mein Krafttier
Der Igel gibt mir Kraft. Wenn ich angegriffen werde, stellt er seine Stacheln auf, um mich zu schützen. Manchmal sticht er auch zu. Wie er rolle ich mich im Winter zusammen und ziehe mich zurück. Im Frühjahr kommt er wieder neugierig heraus, prüft mit seiner süßen Stupsnase die Temperatur und schmeckt die ersten köstlichen Tautropfen, während er die Sonnenstrahlen genießt. Seine lustigen braunen Augen erkennen jeden Winkel und spähen aus nach seinen Freunden, um mit ihnen ein Nach-Corona-Fest zu feiern.
Birgit Malow, Hemer
Infos zu den Zoom-Schreibkursen:
Von der VHS bekommt man nach der Anmeldung hier einen Link zugemailt, auf den man zum Termin klickt. Man betritt einen Warteraum und wird von der Dozentin eingelassen und schon öffnet sich das Fenster zum Seminar. Jetzt nur noch Video und Ton einschalten und los geht’s mit dem Schreiben! Frau Gallerani (02935-80214) von der VHS gibt vor dem Beginn des Kurses eine Einführung in das Programm, damit jeder sicher damit umgehen kann.
Zeit zum Schreiben, Samstags 11-12.30 Uhr, 4 Termine ab 6. Juni, 28€
Biographisches Schreiben: Sonntags 11-12 Uhr, 4 Termine ab 7. Juni, 25€ (Warteliste, ggf. wird ein zweiter Kurs eingerichtet)
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Xenia-Marie May (Montag, 15 Juni 2020 13:39)
Hallo Frau Schulte,
gerne dürfen Sie auch Texte von mir verwenden, auch wenn diese unter anderen "Umständen entstanden sind.
Liebe Grüße
Xenia-Marie