Blogger GEGEN Rechts? - Warum ich mich schwer damit tue und lieber FÜR Geschichtsbewusstsein, Wahrhaftigkeit und Demokratie bin

 

Ihr Lieben!

  

Ich habe diese Wut nie vergessen, als ich in der JVA einen Schüler dabei beobachtete, wie er brav Schreibtechnik lernte am PC: asdf jklö... Ich blickte auf seine Finger, denn da stand auf jedem einzelnen Finger ein Buchstabe: H-A-S-S in altdeutscher Schrift und das Hakenkreuz prangte am Daumen. In mir schoss etwas hoch, ohne dass ich irgendwas machen konnte, ich fühlte mich bedroht, wütend und hilflos. Alles gleichzeitig innerhalb von Sekunden. Dieser nette Junge, was sollte das? Ich nahm eine hochnäsige Position ein, machte mich größer neben ihm, was nicht schwer war, weil er sowieso saß. In mir tobte der Krieg, als ich ihn fragte, ob er das ernst meint, nichts gelernt hat aus der Geschichte. Meine Gefühle ließen meine Stimme ein wenig zu schrill klingen, fast hysterisch. Ich bekam Antworten, die mich verstummen ließen. Alles Lüge damals, müsste mal wieder einer für Ordnung sorgen. Ich sah rot, kurz vor Kollaps. Nein, es ist nicht eskaliert, ich weiß nur, dass ich keine dollen Argumente DAGEGEN hatte. Und das war wohl auch besser so, denn DAGEGEN ist schon halb verloren.

 

Es gibt so viele Aktionen GEGEN etwas, dabei ist es bewiesen, dass alles, wogegen wir uns stemmen, nur noch mehr Energie bekommt (und zwar für genau das, was wir nicht wollen). Wir geben dem, wogegen wir sind, Aufmerksamkeit und damit MACHT. 

 

GEGEN Rechts

GEGEN Krebs 

GEGEN Krieg

GEGEN Armut

 

Spürt mal in jeden einzelnen Kampf hinein gegen etwas. Wo seid ihr mit eurer Aufmerksamkeit? Seid ihr in eurer Kraft oder wie ich im Gefängnis in völliger Hilflosigkeit und Wut? Und weiter... seid ihr bei Gesundheit, Frieden, Fülle und Demokratie? Nein! Bei Krebs, Krieg, Armut und Rechts.  

 

Wenn wir nur diese kleine Veränderung zum FÜR in unser Leben bringen, kann sich wirklich etwas ändern.

 

Die Frage ist NICHT, GEGEN was wehrt ihr euch, sondern FÜR welche Werte steht ihr ein? Was ist euch wichtig?

  

Um wieder auf mein Beispiel von oben zu kommen. In der nächsten Stunde habe ich ihn weiter wie jeden anderen Schüler behandelt, ich habe ihm zugehört bei seinen normalen Problemen im Gefängnis, ich habe nicht auf seine Finger geschaut, es hat mich Anstrengung gekostet, ja. Manchmal brachte er sich in den Diskussionen in Kommunikation einen Spruch, der mir wieder den Atem raubte, aber … staun... die anderen Schüler argumentierten plötzlich mit Freunden, die gebürtig Türken oder Russen waren, lange hier lebten und genauso Steuern zahlten wie alle anderen.

  

Und noch was: Wir sind nicht besser, wenn wir GEGEN Rechts sind, das finde ich einfach hochnäsig, denn das allein sagt gar nichts aus. Jeder von uns wird im täglichen Umgang miteinander, im Respekt voreinander und im Zugestehen der Freiheit des anders Denkenden täglich geprüft. Und es liegt an uns, in diesem Sinne zu HANDELN. Was tun wir denn für eine demokratische Grundordnung, für Frieden, Gerechtigkeit und Liebe? Beginnen wir im Innern, bei unseren Nachbarn, Partnern, der Familie, dann im Großen, bei Europa... Europa?

  

Ich war kürzlich auf einem guten Vortrag Europa zuerst! Dieser Herr lobte Macron über alles, weil er meinte, der hätte sich in seinem Wahlkampf (schon wieder Kampf;) ganz klar FÜR Europa eingesetzt, was hier in Deutschland keine Partei wirklich gewagt hätte. FÜR Europa... Ja, seien wir doch mal ehrlich, haben wir dafür schon ein Bewusstsein, ist uns klar, wie wichtig Europa ist? Haben wir ein Europa-Wir-Gefühl? Ein Zugehörigkeitsgefühl? Das wird die Aufgabe der Politik und jedes Einzelnen von uns sein. Nicht mehr nur in einzelnen kleinen Schicksalen zu denken, sondern in Zusammengehörigkeit.

  

In diesem Sinne, FÜR ein schönes Wochenende euch alles Gute,

 

Beatrix

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