Der Mythos vom positiven Denken, titelt die ZEIT. Wie der Griff zur Seelenfeder bei Krisen und Krankheiten helfen kann und was man besser wirklich lassen sollte

Ihr Lieben,

heute morgen erhalte ich eine WhatsApp von meinem Bruder, der mich auf einen Artikel hinweist in der ZEIT: Der Mythos vom positiven Denken - Welche Haltung bei Krisen und Krankheiten wirklich hilft - und was leider nicht. Also bin ich los ins erste Geschäft im Dorf: keine Zeit. 2. Geschäft im Dorf: keine Zeit. 3. Geschäft im anderen Dorf, das 3 km entfernt ist: keine Zeit. 4. Glück, eine ist da. Nicht, dass die anderen ausverkauft gewesen wären, nein, "die haben wir schon lange nicht mehr, wollte keiner haben". Gut, denke ich, vielleicht ist das auch besser, wenn jetzt wieder so ein Knaller Artikel auf mich wartet mit wissenschaftlichen Argumentationen darüber, warum das positive Denken nicht helfen kann. Doch ich bin angenehm überrascht, denn auch wenn einige alte Hüte drin sind, die längst in der positiven Psychologie integriert sind, so sind auch interessante neue Ansätze vertreten. Und das Schreiben ist hier ein wichtiger Motor. 

 

Wann positives Denken schadet

Der Artikel in Die Zeit Doctor macht darauf aufmerksam, das positives Denken sagen wir mal bei einer akuten Diagnose Krebs jetzt nicht das erste sein sollte, was man dem Patienten um den Kopf wirft, da er so noch mehr das Gefühl hat, etwas mit ihm stimme nicht. Das ist natürlich ein alter Hut, so weit sind die Anhänger des positiven Denkens auch schon. Auch, dass wir erst das annehmen müssen, was gerade jetzt ist, ist mein Reden seit Jahren. Dazu gehört natürlich auch das Negative, Frustrierende und Schmerzhafte. 

 

Schreiben ist Zulassen und Annehmen

Negative Gedanken genauso zulassen wie positive - in der Seelenfeder, dem Buch über die Wirkung des Schreibens, ist das mein Hauptanliegen: Erst AUFSCHREIBEN der negativen Gedanken, der Urteile, der Verzweiflung, der Angst, der Trauer, DANACH durchatmen und in Ruhe wirken lassen. Viel später, Wochen danach, das Geschriebene hervorholen und wie einen fremden Bericht durchlesen und dann anstreichen, was dieser Fremde da denkt. DANN die Gedanken so formulieren, dass sie Kraft ausströmen, Hoffnung und Zuversicht.  

 

Man ist an seiner Krankheit nicht selbst schuld

Der Redakteur prangert die "Diktatur des positiven Denkens" und den "Terror der Zuversicht" an. Ratgeber suggerieren, dass allein das positive Denken Krankheiten und Krisen überwinden hilft. Es suggeriere das, was Jesus bereits widerlegt hat, das Krankheit auf einen falschen Lebenswandel zurückzuführen ist oder eine falsche innere Einstellung. Spätestens nach dem Tod von Bärbel Mohr müsste das in den Köpfen vorgedrungen sein, dass auch die beste Lebenseinstellung den Tod nicht verhindern kann.

 

Testament für seine Lieben schreiben

Nur zur Erinnerung: Wir sterben alle. Fragt sich nur wie. Und auch hier recherchiert der Redakteur Christian Heinrich einen wie ich finde, sehr interessanten Ansatz: Aufschreiben als eine Art Testament: Was waren meine wichtigsten Errungenschaften, was wünsche ich mir für meine Lieben, was habe ich über das Leben gelernt, was möchte ich weitergeben? Das nämlich vermittelt demjenigen, der es aufschreibt, einen Lebenssinn. Er kann Ja zu seinem Leben sagen, weil er etwas weitergegeben hat. Und wer auch noch auf dem letzten Weg einen Sinn entdeckt, der geht sicherlich friedlicher und entspannter als jemand, der sich vom Leben betrogen fühlt. 

 

Macht das Leben Sinn?

Toll finde ich in dem ZEIT Artikel das Zitat von Václav Havel, mit dem ich heute schließen möchte: Hoffnung ist eben nicht Optimismus, sie ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht. 

Eure Beatrix

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Regine Göttert (Samstag, 09 September 2017 13:21)

    Liebe Beatrix, danke für Deinen interessanten Artikel. Mit dieser Frage, in wiefern positives Denken nützlich ist, habe ich mich auch schon sehr intensiv beschäftigt und auch schon dazu geschrieben. Den Zeitartikel kenne ich nicht. Irgendwie ist doch diese Diskussion etwas seltsam. Ich denke, jeder weiß, dass das meiste im Menschen unbewusst abläuft und dass die Gefühle alles am stärksten beeinflussen. Wer positiv denkt, fühlt auch Angenehmeres. Das ist doch klar und muss nicht in Zweifel gezogen werden.
    Wenn jedoch eine Negativität (blockierte Energien, Traumatas etc.), die unbewusst und dem Denken nicht zugänglich ist, in jemandem wirkt, wird er krank. Alles was die bewussten Kapazitäten überfordert, geht ins Unbewusste und schädigt irgendwann die Physis, die Organe, das Immunsystem.
    Authentisch sein, Freude und liebevolle Gefühle sind der beste Gesundheitserreger :-) lieben Gruß aus Köln von Regine

  • #2

    Beatrix (Montag, 11 September 2017 09:32)

    @Regine, danke für deinen Beitrag! Genau für diese unbewussten Muster ist ja das Schreiben so wertvoll... Das regelmäßige Schreiben bringt sie an die Oberfläche, sei es das freie, expressive oder morgendliche Schreiben.