Ihr Lieben!
Ich habe Silke vom Blog "In lauter Trauer" zugesagt, einen Blogartikel zu schreiben über die Trauer. So weit, so gut. Doch das war bereits vor einem Monat. Jetzt soll ich den Artikel in zwei Tagen fertig haben und seit einer Woche schon schelte ich mich, dass ich doch einfach mal eben anfangen könnte. Es ist doch nur ein kurzer Text über die Trauer und wie Schreiben dabei hilft, seine Gefühle zu verarbeiten.
Schreiben erlaubt keine Kontrolle
Doch wenn es um das Schreiben geht, hat mein kontrollierendes Ich, mein schnelles Ich, mein "mach mal eben" Ich überhaupt nichts, aber auch gar nichts zu melden. Es funktioniert schlicht und einfach nicht. Es tut nicht das, was ich will. Unglaublich.
Schwanger gehen mit Texten
Ich habe bereits auf meinem Blog Seelenpilger darüber geschrieben, wie lange ich mit Texten schwanger gehe, bis ich auf einmal loslege und selbst staune, was da aus mir herauspoltert. Danach bleibe ich staunend zurück. Wer hat das jetzt geschrieben, wenn ich selbst doch interessiert lese, was da jetzt steht? Das ist natürlich nicht immer so. Schriftsteller beschreiben den Zustand alle ähnlich: Schreiben setzt etwas in Gang, das wir nicht unter Kontrolle haben, es geschieht, es schreibt durch uns hindurch.
Trauer im Tagebuch festhalten
Schreiben ist nichts, was nicht jeder könnte und damit sind wir beim Thema: Schreiben, um die Trauer um einen geliebten Menschen durch Tod oder Trennung zu verarbeiten. Jeden Tag in einem schönen Tagebuch seine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, ist das wohl mächtigste Mittel, um Frieden zu finden mit dem, was passiert ist. Schreiben löst Gefühle und heilt sie mit der Zeit. Schreiben rechnet ab, klärt, bringt Ordnung in das Gefühls- und Gedanken-Chaos und weckt die Lust auf das neue Leben hinter der Trauer. Und schließlich: Schreiben ist die einfachste und älteste Methode, um sich selbst näher zu kommen.
Schreibend Freundschaft mit sich schließen
Und da sind wir an einem wichtigen Punkt, um den Kreis zu meinem Schreib-Kontroll-Ich zu schließen. Denn beim Schreiben dieses Textes denke ich plötzlich: Mensch, kein einfaches Thema. Mir kommen Bilder aus meiner Kindheit hoch, Erinnerungen an meine trauernde Mutter, an mein Trauertagebuch beim Tod meines Vaters. Es ist doch wirklich kein Wunder, dass das Verfassen dieses Textes so viel Anlaufzeit brauchte. Und dann muss ich über mich schmunzeln. Halten Sie mich nicht für plemplem, aber das Schmunzeln sehe ich als einen zärtlichen Akt mir selbst gegenüber. Und das habe ich mir schreibend erworben: "mit sich selbst befreundet sein", nennt es der Philosoph Schmid.
Schreiben ist die schönste Form, sich selbst lieb zu gewinnen
Mehr noch, durch das regelmäßige Schreiben beginnen Sie sich (endlich) lieb zu gewinnen, Sie hören auf zu kämpfen gegen sich selbst, Sie nehmen sich so an, wie Sie sind UND gehen die Veränderungen an. Und das wünsche ich Ihnen, wenn Sie gerade in Trauer sind! Beginnen Sie zu schreiben, führen Sie jeden Tag ein Tagebuch, vertrauen Sie diesem Buch alle Gefühle und Gedanken ungefiltert an. Schreiben Sie einfach drauflos. Wut, Hilflosigkeit, Angst, alles darf sein. Im Schreiben verliert es seine destruktive Macht, es kann heilen. Und geben Sie sich um Himmels Willen Zeit, auch wenn Sie nach einem Jahr noch genauso trauern, das ist normal. Machen Sie weiter, es wird der Wendepunkt kommen. Empfehlen kann ich Ihnen dann noch meine täglichen heilenden Rituale wie Healing Code, Meridianklopfen oder Entspannungstechniken. Zusammengenommen bilden Sie eine unglaubliche Kraft und Sie werden schon nach ein paar Tagen merken, dass sich etwas in Ihnen löst.
Ein kleiner Extra-Tipp: Lesen Sie es laut!
Beginnen Sie nach ein paar Monaten das Geschriebene sich selbst oder einem lieben Vertrauten laut vorzulesen. Das hat eine enorme Macht, erst bricht Ihre Stimme, dann weinen Sie, doch Sie lesen weiter, ganz mutig. Und wiederholen Sie das so oft, bis es einfacher geht. Wer mich aus meinen Schreibseminaren kennt, weiß, dass ich selbst mit gebrochener Stimme aus meinem Trauertagebuch vorgelesen habe, doch "wir trauern nicht, denn es treibt die Kraft aus dem, was bleibt".
Ihre Beatrix,
...die sich immer über einen Besuch auf FB in Meine Schreibbar oder Schreiben in Cafés freut. Sinn ist es, eine Gemeinschaft aufzubauen unter uns Schreiberlingen.
Kommentar schreiben